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Universität Lausanne: Gaza-Protest droht zu eskalieren
Aus Rendez-vous vom 07.05.2024. Bild: SRF/Valérie Wacker
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Studentenprotest in Lausanne Uni-Leitung will Besetzung beenden – droht Eskalation?

In Lausanne haben Studierende ein Uni-Gebäude besetzt. Die Fronten zwischen Leitung und Protestierenden sind verhärtet.

Seit letztem Donnerstag ist der Gaza-Krieg an der Universität Lausanne (UNIL) zum beherrschenden Thema geworden. Die Leitung will die Besetzung eines Uni-Gebäudes nicht länger dulden und forderte die Studierenden auf, die Räumlichkeiten zu verlassen. Die Protestierenden ihrerseits weigerten sich, ihre Aktion abzubrechen.

Das Studierendenkollektiv erklärte, solange die Hochschulleitung nicht zum Géopolis-Gebäude komme, um zu verhandeln, werde die Besetzung fortgesetzt. Auch fehlten «konkrete Antworten» auf die Forderungen der Studierenden.

Studierende fordern Israel-Boykott

Die Protestierenden hatten unter anderem gefordert, aufzuzeigen, wie viele Vereinbarungen es zwischen der UNIL und israelischen Universitäten gebe. Die Lausanner Hochschulleitung hatte geantwortet, es gebe drei. Sie lehne einen «akademischen Boykott» dieser israelischen Hochschulen ab. Das hatten die Lausanner Studierenden gefordert.

Gebäude der Uni Lausanne, davor wehen Palästina-Flaggen
Legende: Die UNIL lehnt es ab, den Kontakt mit israelischen Unis abzubrechen. Dabei gehe es vor allem um den Austausch von Studierenden und Forschenden. Keystone/Jean-Christophe Bott

Die Protestierenden wollten am Montagabend an einer Generalversammlung die Stellungnahme der Hochschulleitung diskutieren. Sie seien offen für den Dialog, doch sei die Hochschulleitung am Montag leider nicht für Verhandlungen im Géopolis-Gebäude erschienen.

Die Lage ist verfahren

Valérie Wacker, SRF-Westschweiz-Korrespondentin, bezeichnet die Situation als «vertrackt»: «Die Zeichen in Lausanne stehen auf Konfrontation.» Zu einer solchen könnte es kommen, wenn die Uni-Leitung die Polizei aufbieten sollte, um das Gebäude zu räumen.

Der Protest an der Uni Lausanne
Legende: Etwa 1000 Protestierende waren am Montagabend zugegen und machten immer wieder mit teilweise antisemitischen Parolen auf ihre Anliegen aufmerksam. Keystone/Valentin Flauraud

Im Interview mit «24 Heures» beteuert die Leitung, dass man Gewalt vermeiden wolle. Auch die Studierenden unterstreichen ihren Willen zum friedlichen Protest. Die Frist, das Gebäude bis Montagabend zu verlassen, liessen sie allerdings verstreichen.

Gaza-Proteste erreichen weiteres Unis

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Legende: Am Dienstag besetzten Studierende eine Halle an der EPFL. Keystone/Jean-Christophe Bott

In Lausanne weiten sich die Proteste von pro-palästinensischen Studentinnen und Studenten aus. An der ETH Lausanne (EPFL) hat am Dienstag eine Gruppe von Studierenden eine Halle besetzt. Die Besetzung sei eine Folge «der Beteiligung der EPFL am drohenden Völkermord in Palästina», schreibt die Gruppe in einer Medienmitteilung. Die Studierenden fordern «einen akademischen Boykott» israelischer Institutionen und «ein Ende der Zensur an der EPFL», im Zusammenhang mit der Suspendierung der feministischen Vereinigung Polyquity.

Der Pro-Palästina-Protest hat am Dienstag auch die Zürcher ETH erreicht. Ein paar wenige dutzend Studierende haben sich kurz vor dem Mittag in der Eingangshalle auf den Boden gesetzt. Die ETH Zürich bestätigte gegenüber Keystone-SDA entsprechende Medienberichte. Die Studierenden riefen unter anderem «free, free Palestine» und legten auf dem Boden ein Plakat mit dem Spruch «No Tech for Genocide» aus.

Wie mehrere Medien übereinstimmend berichteten, sind die Proteste mittlerweile auch auf die Universität in Genf übergeschwappt. Gemäss den Medienberichten besetzte eine pro-palästinensische Protestgruppe die Eingangshalle der Mail, das Gebäude der rechtswissenschaftlichen Fakultät.

Nun steht die nächste Forderung der Studierenden im Raum: Für Dienstagabend haben sie die Uni-Leitung erneut dazu aufgerufen, öffentlich mit ihnen zu verhandeln. «Auf diese Einladung ist die Uni-Leitung bislang aber nicht eingegangen und hat die Verhandlungen für gescheitert erklärt», berichtet Wacker.

Viele Studierende auf dem Campus haben Verständnis dafür, dass es diese Proteste gibt. Aber die Mehrheit will sich nicht so deutlich mit einer Seite solidarisieren.
Autor: Valérie Wacker Westschweiz-Korrespondentin von SRF

In ihrer Reaktion auf die Forderung der Studierenden drückt die Universität indes ihr Bedauern aus – sowohl über die Gewalt am palästinensischen Volk als auch an den Israelis und insbesondere den israelischen Geiseln, die sich weiterhin in der Gewalt der Hamas befinden. Derweil haben bis am Montagabend rund 200 Professorinnen und Professoren, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie weiteres Personal ein Unterstützungsschreiben zugunsten der protestierenden Studierenden unterzeichnet.

Diese Unterstützung des Uni-Personals habe für Furore gesorgt, so die Westschweizkorrespondentin. An der Uni Lausanne und der ETH Lausanne gibt es rund 30'000 Studentinnen und Studenten. Wacker hat sich am Montag auf dem Campus unter ihnen umgehört. Hier zeigt sich ein differenziertes Bild. Der Tenor: «Viele haben Verständnis dafür, dass es diese Proteste gibt. Aber die Mehrheit will sich nicht so deutlich mit einer Seite solidarisieren.»

Rendez-vous, 07.05.2024, 12:30 Uhr;

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