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Legende: Sebastian Lorentz, Manuela Bieri, Dominik Sennhauser, Katrin Bopp srf

Chat zum Thema «Long Covid» «Warum werden meine Long-Covid-Symptome als Depression abgetan?»

Manuela Bieri, Katrin Bopp, Sebastian Lorentz und Dominik Sennhauser haben Ihre Fragen zum Thema Long Covid beantwortet.

Fachpersonen im Live-Chat

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Manuela Bieri
Vorstandsmitglied Long Covid Schweiz

Dominik Sennhauser
Rechtsanwalt Procap Schweiz

Sebastian Lorentz Fachanwalt SAV Haftpflicht- und Versicherungsrecht

Katrin Bopp
Fachärztin für Innere Medizin USB

Chat-Protokoll

Guten Tag Ich bin in der Rentenprüfung, nach Wiedereingliederung. Ich kann wieder 35% arbeiten, verteilt auf vier Tage. Ich bin aber nicht fit genug, um irgendwohin zu reisen (Zürich, Bern…), die Untersuche zu machen und wieder zurückzureisen. Meine Belastungsgrenze liegt bei einer Stunde, danach brauche ich eine liegende Pause. Wie kann ich verhindern, so weit reisen zu müssen?

Sebastian Lorentz: Es bräuchte eine Attestierung seitens eines Arztes, dass Ihnen die Belastung der Anreise aus medizinischen Gründen nicht zumutbar ist. Aus Erfahrung kann gesagt, werden, dass dies schwierig zu erreichen ist. Ich erlaube mir den Hinweis, dass es auch Fahrdienste (etwa SRK) gibt. Auf diesem Wege kann vielleicht eine erträgliche Lösung gefunden werden.

Audio
Long Covid und IV-Unterstützung: Fragen aus dem Chat
aus Espresso vom 23.02.2024. Bild: SRF
abspielen. Laufzeit 7 Minuten 45 Sekunden.

Ich bin nun infolge von Long Covid seit 8 Monaten im IV-Rentenprüfungsverfahren. Meine Erkrankung dauert seit Mai 2021 an. Ich habe seit Juli nichts mehr von der IV gehört. Meine Frage: Soll ich nachfragen, wie lange das noch dauert oder geht das eher zu meinem Nachteil? In meinem Umfeld höre ich da immer wieder unterschiedliche Stimmen, ob man sich da melden soll oder nicht. Gibt es einen ungefähren Richtwert, wie lange so ein Prüfungsverfahren dauert? Vielen Dank für ihre Antwort.

Sebastian Lorentz: Es gibt leider keine Richtwerte, wie lange ein IV-Verfahren dauert. Anfragen kann aber aus meiner Sicht nicht schaden. Damit kann der Verfahrensstand in Erfahrung gebracht werden und auch herausgefunden werden, welche Berichte noch ausstehend sind.

Guten Tag Mein Sohn leidet seit bald 4 Jahren an schweren Longcovid Symptomen. Er ist immer noch arbeitsunfähig. Er war vorher topfit und arbeitete als Velokurier eines bekannten Berner Velokurdienstes der Stadt Bern und als Naturfotograf. Die Longcovidabteilung des Inselspitals betreut ihn. Er ist bei der IV angemeldet, aber bis ist sein Fall bei der IV hängig. Sein Fall ist in Abklärung. Er erhält von der IV kein Geld. Im letzten Herbst ordnete die IV. einen Belastungstest in einer Berner Institution für Arbeitsintegration an. Der Versuch misslang, denn er war körperlich nicht in der Lage, drei Nachmittage in der Woche einfache Arbeit zu leisten. Die zugeteilte IV Mitarbeiterin beendete den Versuch, mit der Begründung, mein Sohn sei gesundheitlich noch nicht in der Lage, in eine berufliche Tätigkeit integriert zu werden. Seither ist wieder eine halbes Jahr vergangen, ohne dass die IV. einen weiteren Schritt unternommen hätte. Er muss weiterhin mit der niedrigen Unterstützung des Sozialdienstes auskommen. Diese unglaublich lange Abklärungszeit der IV finde ich unhaltbar! Was finden sie zu diesem Verhalten der IV? Was muss mein Sohn machen, damit sein Fall endlich abgeklärt wird? Ich weiss, dass es vielen Longcovidpatienten mit der Abklärung der IV ebenso harzig vorwärtsgeht, was die untragbare Situation nur bestätigt. Ihre Antwort erwarte ich mit Spannung. Freundliche Grüsse

Sebastian Lorentz: Ja, das Abklärungsverfahren der IV ist für viele Betroffene unerträglich lang. Solange die IV aber «tätig» ist, gibt es fast keine Möglichkeiten, das IV-Verfahren sinnvoll zu beschleunigen. Stetes Nachfragen und – ganz wichtig – weiterhin zu den Ärzten gehen, damit eine medizinische Dokumentation vorliegt, sind die besten Ratschläge.

Ich bin seit 2022 wegen post covid Symptomen ganz und aktuell teilweise arbeitsunfähig. Die IV unterstützt mich im Rahmen eines WiedereingAliederungsprogrammes. Trotz guten Fortschritten ist es nicht klar, ob ich je wieder voll arbeiten kann. Ist es möglich und sinnvoll, jetzt noch eine Rechtsschutzversicherung abzuschliessen um bei einem allfälligen IV Rentenverfahren Rechtsbeistand zu bekommen?

Sebastian Lorentz: In aller Regel muss die Rechtsschutzversicherung vor einer Erkrankung mit Arbeitsunfähigkeit abgeschlossen werden, damit es sich um einen gedeckten Fall handelt. Bei Abschluss bei schon eingetretener Arbeitsunfähigkeit werden die meisten Rechtsschutzversicherung die Deckung ablehnen,

Guten Abend Ich bin im Dezember 2019 an Corona erkrankt , ungeimpft. Bis heute habe ich mit starker Erschöpfung und Konsentratiobsschwierigkeiten zu kämpfen. Die Nase nimmt nur wenig Geruch wahr , plus Brain frog etc…. Wie lange dauert es noch , bis ich wieder ich sein kann. Es ist mir nicht möglich mich beruflich weiter zu bilden da der Kopf es nicht zu lässt . Für mich ist es nur das halbe Leben leben . In der Gesellschaft fühle ich mich ausgegrenzt da Unglaubwürdig nach so langer Zeit . Wie lange dauert es noch ?

Manuela Bieri: Guten Abend. Leider kann niemand sagen, wie lange es dauert. Grundsätzlich lassen Studien den Schluss zu, dass zu Beginn der Erkrankung die Chance auf Besserung höher ist. Je länger die Erkrankung dauert, desto geringer werden die Chance auf eine Heilung. Leider gibt es bis heute keine ursächliche Therapie.

Geschmackssinn/Geruchssinn bei COVID Erkrankung im Dezember 2021 verloren. Geruchssinn ist mehrheitlich wiedergekommen- Geschmackssinn nicht: was kann ich machen? Die Situation ist sehr belastend für mich.

Katrin Bopp: Ich empfehle Ihnen die Vorstellung in einer auf Riech- und Schmeckstörungen spezialisierten Sprechstunde (diese sind zB in grösseren Kliniken in der Hals-Nasen-Ohren-Abteilung zu finden).

Grüezi mitenand. Weihnachten 22 hatte ich Corona. 6 Wochen krank mit allen Symptomen. Seit da habe ich Gliederschmerzen. Fühlt sich an wie starker Muskelkater. Könnte das von Corona sein? Bei Bewegung wird es erträglich. In der Nacht extrem schmerzhaft. Vielen Dank für die Rückmeldung.

Katrin Bopp: Das lässt sich leider nicht ohne zusätzliche Informationen beantworten. Ich empfehle Ihnen, sich einmal bei Ihrem Hausarzt/Ihrer Hausärztin vorzustellen. Er/sie kann nach einer gründlichen Befragung und körperlichen Untersuchung entscheiden, ob es weitere Abklärungen braucht. Es gibt auch andere Erkrankungen, die mit Glieder/Muskelschmerzen einhergehen können – diese sollten (insbesondere bei nächtlichen starken Schmerzen) ausgeschlossen werden. Ich wünsche Ihnen gute Besserung

Guten Tag, diesen Juli 2024 bin ich zwei Jahre krank, LongCovid, mein Gehirn ist betroffen, ich habe sehr starke Bewegungs-und Bewusstsein Störungen. Ich nehme gerade in der Temelimab Studie in Bern teil. Mein Arbeitgeber wartet noch auf meine Rückkehr, aber das Krankentaggeld läuft dann aus. Momentan ist an Arbeit gar nicht zu denken. Wie geht es dann ab Sommer finanziell für mich weiter? Ich mache mir grosse Sorgen, danke und freundliche Grüsse

Sebastian Lorentz: Das ist eine schwierige Konstellation. Sofern das Arbeitsverhältnis aufgelöst wird, haben Sie allfälligerweise Anspruch auf Arbeitslosentaggelder, sofern Sie zumindest zu 20%, versuchsweise leidensangepasst, arbeitsfähig sind und ein IV-Verfahren anhängig ist.

Hatte 1 woche Covid ,1 Woche nichts danach 2 Wochen Husten, 40 Fieber,Metallisch- Saurer Geschmack im Mund ,CT Lunge unauffällig.Seitein paar Tagen immer ein bisschen besser.Meine Aerztin sagte:Hoffentlich rutscht du nicht in ein Long Covid.Ist das möglich?.Merci

Manuela Bieri: Zu diesem Zeitpunkt ist es noch zu früh, um das sagen zu können. Was ich ihnen aber raten würde, ist sich zu schonen und nicht über ihre Belastungsgrenze hinauszugehen. Auf Sport würde ich die nächste Zeit verzichten. Der Körper braucht jetzt vor allem Ruhe. Mit dieser Massnahme kann versucht werden, den Verlauf positiv zu beeinflussen.

Infekt 2020. Seit bald vier Jahren lebe ich mit LongCovid. Ich arbeite seit 2 Jahren wieder meine Stellenprozente. Nebenher geht nichts, kein Sport, kein soziales Leben, keine Shopping-Touren, keine Wanderungen, grosse Ausflüge mit Kindern – NICHTS. Falle ich in einen Crash und eine massive Erschöpfung wie momentan, beziehe ich eine Woche Ferien. Ich lebe ein Leben für die Arbeit, für‘s finanzielle Überleben. Es gibt keine work-Life-Balance, nichts nebenher !? Wie kann ein gesund werden funktionieren ? Wie kann man unterstützt werden ?

Katrin Bopp: Guten Abend, es tut mir leid zu hören, dass Sie weiterhin so stark eingeschränkt sind. Ich empfehle Ihnen, sich in eine Post-COVID-Sprechstunde in Ihrer Nähe überweisen zu lassen. Hier kann man Sie eingehend untersuchen und hinsichtlich eines geeigneten Therapiekonzepts beraten.

Hallo Ich habe die Diagnose ME/CFS bzw. Long Covid. Nun stehe ich kurz vor einer IV Anmeldung, da bald 6 Monate krankgeschrieben. Was muss ich dabei beachten, was ist wichtig, was sind zentrale Punkte dabei? Besten Dank!

Dominik Sennhauser: Wichtig ist, dass der Krankheitsverlauf sowie die Arbeitsunfähigkeit bereits zum Zeitpunkt der Anmeldung gut dokumentiert sind. Eine gute ärztliche Dokumentation vereinfacht und verkürzt oftmals das IV-Verfahren.

Guten Abend Ich habe mich im März 22 auf raten der KTG Versicherung bei der IV angemeldet. Bis September 23 hörte, denn dann kam eine Beraterin der IV für die Rentenberechnung und ich dachte es würde mit der Rente klappen. Im November 23 bekam ich die Info, ich müsste zu Gutachtern. Am 24.1. bekam ich Bescheid wohin ich muss aber erst letzten Freitag bekam ich für morgen Mittwoch 21.2. das Aufgebot auf Lachen zu einer 5 h Untersuchung ohne Pause zu gehen. Nun konnte mein Freund zum Glück frei nehmen, da ich nicht mehr soweit Auto fahren kann und eine Anreise mit über 2h mit den ÖV nicht möglich ist. Sind solche kurzfristigen Aufgebote zulässig? Zudem schaffe ich nicht mal 1h kognitiv dabei zu sein und nun dauert es 5 h, das ist eine Zumutung. Finanziell stehe ich auch nicht so gut da, lebe noch von den Reserven.

Dominik Sennhauser: Aufgebote zu Begutachtungen können kurzfristig erfolgen. Auch ist es kaum möglich, Begutachtungen zu verschieben, ausser es liegen medizinische Gründe vor. Eine Begutachtung von 5 Stunden ist nicht unüblich. Wichtig ist, dass nicht auf die Tonaufzeichnung während der Begutachtung verzichtet wird. Damit können eine Erschöpfung oder kognitive Probleme nachvollzogen werden.

Vielen Dank, dass Sie sich diesem wichtigen Thema widmen! Ich bin Ärztin und verfolge seit Beginn der Pandemie die Forschung zu Langzeitfolgen von Covid und finde es erschreckend, wie wenig die Allgemeinbevölkerung dazu auch im 4. Jahr der laufenden Pandemie weiss. Ich informiere wo ich kann und kämpfe gegen Missinformation und unwissenschaftlichen Schwurbel («Covid ist mild», «Hybridimmunität», «Immunschuld», «ich bin jung und brauche keine Impfung») auch von Kolleg:innen. Meine Frage ist, ob irgendetwas in Richtung Aufklärungskampagne geplant ist? Da der einzige Weg um Long Covid (und zu Beginn asymptomatische Covid Schäden, die durch Mehrfachinfektionen kummulativ sind, zB T-Zell Schädigung und erhöhtes kardiovaskuläres Risiko) zu vermeiden die Vermeidung der Covid Infektion ist, steht Prävention meiner Meinung nach über allem anderen. Das Wichtigste, was jede:r für seine/ihre Gesundheit tun kann momentan ist das konsequente tragen einer FFP2+ Maske, aber leider sehe ich viel zu wenig Personen mit Maske, bin oft die Einzige weit und breit. In Spitälern, wo Personen behandelt werden, die sich nicht selbst schützen können, wäre Masketragen eine ethisch Pflicht. Aber scheinbar haben viele Kolleg:innen den «Nicht-Schaden» Teil vom Eid ein bisschen vergessen. Ist da etwas geplant? Angedacht? Oder warten wir bis 40% der Bevölkerung Long Covid hat? 5% langfristig arbeitsunfähig ist? Oder noch länger? Gerade für die KK, IV wäre es auch ökonomisch sehr vorteilhaft, wenn nicht immer mehr Personen an LC erkranken.

Manuela Bieri: Leider scheint dieses Bewusstsein noch nicht bei uns angekommen zu sein. Wir von Long Covid Schweiz kämpfen für Kompetenzzentren für postinfektiöse Erkrankungen und würden uns dadurch eine bessere Betreuung der Patienten und auch eine bessere Aufklärung über die Risiken erhoffen. Es ist schwierig zu sagen, wann und ob dies in der momentanen Lage, wo überall gespart wird und Long Covid Sprechstunden geschlossen werden, realisiert werden kann. Und ja nur kein Corona zu kriegen schützt vor Long Covid. Von daher wäre ein Schutzkonzept vor allem auch in Kliniken sehr wünschenswert.

Guten Tag, Können Sie erklären, warum eine Booster-Impfung bei Menschen mit oder nach Long Covid weder empfohlen, noch von der Kasse übernommen wird?

Katrin Bopp: Ich würde Long-COVID Patienten, die eine Boosterimpfung wünschen, empfehlen, bei der Krankenkasse einmal wegen der Kostenübernahme nachzufragen.

Unser Kind (unterdessen 11jährig) erkrankte an Corona und leidet seit 4 Jahren an Long Covid (gut dokumentiert). Ist es sinnvoll das Kind bei der IV anzumelden? Wenn ja, zu welchen Themen (Rente ist ja nicht Thema bei Kindern)?

Sebastian Lorentz: Eine IV-Anmeldung kann auch in diesem Alter Sinn machen, wenn es um medizinische Massnahmen geht, die aber nicht auf die Heilbehandlung sondern auf die Eingliederung ins Erwerbsleben abzielen. Sonst ist in aller Regel eine IV-Anmeldung bei Jugendlichen / jungen Erwachsenen ca. 6 Monate vor Abschluss der Schulzeit angezeigt. Dann kann es um Ansprüche auf Unterstützung bei der Erstausbildung gehen. Auch Brückenangebote Schule / Erwerbsleben sind denkbar.

Ich hatte Covid Ende Oktober 2020 mit einem milden Verlauf (lediglich Geschmacks- und Geruchsverlust, welcher sich nach 1 Woche wieder vollständig regeneriert hat). Im Oktober 2021 die 1. mRNA-Dosis und die 2. Dosis im Februar 2022 erhalten. Seit dieser 2. Dosis habe ich extremste Mühe, mich länger auf etwas zu konzentrieren, ich vergesse viel und mein Gehirn fühlt sich an, als stecke Kopf und Hirn in einer Art Wolke. Ich kann mir schwer Dinge merken, habe Teilweise Wortfindungsstörungen. Vor diesen Impfungen war ich TOP in Sachen merken, erinneren, Wörterfindung etc. Was kann ich tun, dass sich das wieder bessert? Ich vermisse mein funktionierendes Gehirn...

Manuela Bieri: Ich würde mit diesen Symptomen ihren Hausarzt aufsuchen und sich, wenn nötig, an eine Long Covid Sprechstunde überweisen lassen. Momentan ist es sicherlich gut, wenn sie sich nicht zu stark anstrengen und über ihre Belastungsgrenze gehen.

Wie wird longcovid diagnostiziert

Katrin Bopp: Es gibt weiterhin keinen «Beweistest» für Long/Post-COVID. Die WHO definiert die Erkrankung als gesundheitliche Beschwerden, die jenseits der akuten Krankheitsphase einer SARS-CoV-2 Infektion über 12 Wochen fortbestehen oder neu auftreten, mindestens 2 Monate anhalten, nicht anderweitig erklärt werden können und mit einer Beeinträchtigung der alltäglichen Funktionsfähigkeit einhergehen.

Ich leide seit bald 2 Jahren an Long Covid (schwere Fatigue mit Belastungsintoleranz). Seit 13 Monaten bin ich zu 100 % krankgeschrieben und praktisch Haus gebunden. Eine Wiedereingliederung war leider nicht möglich. Mein Dossier ist nun in der Abteilung Rentenprüfung bei der IV. Ich habe gehört, dass die Gutachter jeweils zugelost werden. Alleine ein Arztbesuch in der Region bringt mich schon an meine Belastungsgrenzen. Wenn ich nun noch quer durch die Schweiz zu einem Gutachter reisen muss und mehrere Gutachten kurz hintereinander sein sollten, führt das bei mir garantiert zu einem Crash und somit auch zu der Gefahr einer dauernden Verschlechterung meines Zustandes. Gibt es eine Möglichkeit Gutachten in der Nähe und angepasst an die Möglichkeiten einer Long Covid Erkrankten zu bekommen? Oder bin ich gezwungen, dies so zu akzeptieren und einen Absturz zu befürchten?

Dominik Sennhauser: Ein Bi- oder Polydisziplinäres Gutachten wird über eine Plattform nach dem Zufallsprinzip einer Gutachterstelle zugewiesen. Erfahrungsgemäss ist es kaum möglich, die zugewiesene Gutachterstelle zu wechseln, ausser es liegen ärztliche attestierte Gründe vor, die eine Reise zum Vornherein verunmöglichen. Wichtig ist, dass bei der Begutachtung nicht auf die Tonaufnahme verzichtet wird.

Kann ich zu einer Gutachtenuntersuchung auch meinen Mann mitnehmen? Ich bin sehr schnell erschöpft und dann auch sehr vergesslich, d.h. ich kann mich dann nicht mehr wehren oder weiss auch nicht mehr, worüber gesprochen wurde. Da wäre eine vertraute Begleitperson sehr wünschenswert.

Sebastian Lorentz: Ein Anspruch auf Begleitung bei einer Begutachtung besteht nicht bzw. kann nicht durchgesetzt werden. Der Gutachter / die Gutachterin kann aber eine Begleitperson zulassen. Es sollte also die Gutachtensperson angefragt werden. Auch kann der Hinweis, dass die Begleitperson drittanamnestische Auskünfte geben kann, hilfreich sein. Auf jeden Fall sollte die Möglichkeit der Tonaufzeichnung der Begutachtung, sofern es sich um ein Gutachten der Sozialversicherungen handelt, in Anspruch genommen werden.

Guten Abend Ich hatte ganz zu Beginn Corona. Danach habe ich die zwei Impfungen gemacht und bei der zweiten bekam ich hautausschlüge. Ich bin Allergikern. Und ich habe Long COVID Symptome. Sollte ich die dritte Impfung machen? Gibt es Medikamente oder Therapien die gegen Long COVID gut sind? Oder eine Ernährungsweise die helfen könnte? Kann man sich irgendwie Hilfe holen? Gibt es solche Stellen die Unterstützung bieten und wie kann ich nachweisen, dass ich betroffen bin? Vielen Dank und freundliche Grüsse

Katrin Bopp: Guten Abend, ja, es gibt mittlerweile an vielen Orten in der Schweiz auf Long/Post-COVID spezialisierte Sprechstunden-meist an Kliniken angegliedert. Ich würde Ihnen empfehlen, sich von Ihrem Hausarzt in eine solche Sprechstunde in Ihrer Nähe überweisen zu lassen, damit Sie dort individuell beraten werden können. Ich wünsche Ihnen alles Gute

Meine Partnerin hat seit ihrer Covid Erkrankung im Frühjahr 2022 Atemprobleme. Nach einem Jahr mit vielen Abklärungen (Herz, Lungen, Magen, Verdauung) scheint die einzige Erklärung Long Covid zu sein. Welche Therapiemöglichkeiten sind vielversprechend? Und wie gross ist die Gefahr, dass such ihr Zustand verschlimmert, wenn sie such nochmals mit einer neuen Variante ansteckt – oder anders ausgedrückt, wie wichtig ist es, dass sie und ihr Umfeld sich weiterhin mit z. B. Masken oder Vermeiden von Menschenmengen schützen? Danke

Manuela Bieri: Leider ist es so, dass sich bei einer erneuten Infektion die betroffenen Patienten laut Studien zu 80 % vorübergehend und teilweise auch längerfristig verschlechtern. Deshalb ist es sinnvoll sich vor jeglichen Infektionen zu schützen, da das Immunsystem durch die Erkrankung selbst schon belastet ist. Leider gibt es noch keine heilende Therapieverfahren. Es gibt jedoch diverse Möglichkeiten, die Symptome zu lindern und/oder die Lebensqualität zu verbessern. Wenn sie noch nicht bei einer Long Covid Sprechstunde vorstellig wurde, würde ich dies empfehlen.

Ich leide unter muskulärer Erschöpfung in Armen und Beinen, die sich schon bei geringer körperlicher oder mentaler Anstrengung verschlechtert. Was ist die Ursache ? Wie kann es behandelt werden?

Katrin Bopp: Ich würde Ihnen empfehlen, sich zunächst bei Ihrem Hausarzt/Ihrer Hausärztin für eine Untersuchung vorzustellen. Es gibt auch andere Erkrankungen, als Long-COVID, die die von Ihnen genannten Beschwerden verursachen können (unter anderem Muskelerkrankungen oder Gefässerkrankungen), diese treten allerdings eher nach körperlicher, als nach mentaler Anstrengung auf.

Kann es sein, dass ich nach Corona viel anfälliger auf Erkältungen bin? Ich habe das Gefühlt ich bin andauernd krank.

Manuela Bieri: Es gibt diverse Studien, die belegen, dass das Immunsystem noch über einige Zeit nach der Coronainfektion angeschlagen ist und die Betroffenen dadurch vermehrt anfällig für weitere Infektionen sind.

Ich habe gar nicht gewusst, dass anhaltendes / leichtes Fieber nach Corona auftretten kann. Wie lange kann das gehen? Habt ihr da Erfahrungswerte? Am Nachmittag ist die Temperatur bei 38.5 ca. Abends 36.8.. seit 4 Wochen. Kenne Niemanden, dem es so geht. Danke für eure Erfahrungen.

Katrin Bopp: Wenn Sie 4 Wochen lang anhaltend Temperaturen bis 38.5 Grad haben, sollten Sie einen Termin bei Ihrem Hausarzt/Ihrer Hausärztin vereinbaren. Sie/er kann Sie untersuchen und ggf eine Blutuntersuchung oder weitere Untersuchungen veranlassen, um andere Ursachen auszuschliessen.

Guten Tag, Ich leide seit drei Jahren an Long Covid und frage mich: Wann wird eine Behandlung verfügbar sein, insbesondere im Hinblick auf die chronische Müdigkeit? Vielen Dank.

Manuela Bieri: Das ist sehr schwierig zu sagen. Weltweit wird momentan an diversen Ansätzen geforscht. Bis aber ein Medikament wirklich auf den Markt kommen wird, dass die Lösung für Long Covid ist, wird wahrscheinlich noch einige Zeit dauern leider.

Seit etwa 3 Wochen schmerzen mich die Muskeln von Nacken, Arme, Beine bis in die Füsse. Diese Woche machen sich auch Grippensymptome bemerkbar wie leicht fiebriges Gefühl, Kopfweh, leichter Husten, Nasenlaufen, Müdigkeit. Das sieht m.E. nach Covid oder Long Covid aus… Lohnt sich ein Gang zum Arzt? Im Internet heisst es ja, man soll das mit Hausmittel behandeln wie Wärme, hochlagern, Massage, allenfalls Schmerzmittel, etc. Vorher war ich ein gesunder Mitte Sechziger.

Katrin Bopp: Ich empfehle Ihnen, Ihren Hausarzt/Hausärztin für eine körperliche Untersuchung und Blutuntersuchung aufzusuchen. Es gibt auch andere Erkrankungen als COVID/Long-COVID, zB in Ihrem Alter auch aus dem rheumatologischen Formenkreis, die mit Muskelschmerzen und Abgeschlagenheit einhergehen können und die spezifisch behandelt werden können und sollten.

Ich bin seit Dez. 21 an Long-Covid erkrankt und seither 100% arbeitsunfähig. Da ich mich als Pflegefachfrau im Spital angesteckt habe, übernahm die Unfallversicherung und zahlt mir nun auch das Unfalltaggeld. Dies ohne eine genaues Enddatum. (Die Krankenkasse hätte nur 2 Jahre Krankentaggeld bezahlt). Ich habe nun Angst, dass die Unfallversicherung eines Tages die Zahlungen einfach einstellt und denn Fall ablehnt/abschliesst, obwohl ich weiterhin krank bin? Darf Sie das und kann ich dagegen irgendwas unternehmen? (Die IV-Anmeldung ist nun fast 2 Jahre her, das Dossier liegt seit einem Jahr bei der Rentenprüfung, seither habe ich von dort nichts mehr gehört.)

Dominik Sennhauser: Die Unfallversicherung bezahlt solange ein Taggeld, bis keine wesentliche Verbesserung des Gesundheitszustands mehr zu erwarten ist. Danach erfolgt eine Rentenprüfung durch die Unfallversicherung. Gegen eine Einstellung der Taggelder durch die Unfallversicherung kann grundsätzlich Einsprache erhoben werden. Bei der IV kann nach dem Verfahrensstand nachgefragt werden.

Warum werde ich mit long covid symptome immer auf depression geschoben?

Manuela Bieri: Leider beobachten wir das häufiger. Es ist jedoch so, dass durch die Erkrankung auch viele Betroffene eine sogenannte reaktive Depression entwickeln. Dies sollte unbedingt vermieden werden, da die Therapie bei Depressionen eine Aktivierung ist und man bei Long Covid die Devise hat: weniger ist mehr. Es ist wichtig, dass Betroffene in den Arztberichten darauf achten, dass die 1. Diagnose immer Long beziehungsweise Postcovid steht. Damit ist es für die Sozialversicherungen klarer.

Wie muss eine Einsprache gegen einen negativen Bescheid, die innert 30 Tagen bei der IV sein muss, geschrieben werden?

Sebastian Lorentz: Die formellen Voraussetzungen sind sehr niedrig. Es muss aus Ihrem Einwand hervorgehen, was Sie wollen und der Einwand muss eine Begründung enthalten. Aktuelle Arztberichte, die der IV noch nicht vorliegen, sollten beigelegt werden. Auch hilft es, die IV-Akten zu bestellen, damit man sich mit der Argumentation der IV auseinandersetzen kann.

Ist für Longcovid die Impfung schuld? Oder sind auch Ungeimpfte betroffen?

Manuela Bieri: Es gibt viele Betroffene von der 1. und 2. Welle. Da gab es noch gar keinen Impfstoff gegen Corona. Es gibt eine sehr kleine Anzahl an Betroffenen, die dieselben Symptome von der Impfung erleiden müssen.

Ich lese gerade mit Entsetzen dass IV-Abklärungen bis zu 5h dauern…. Plus An- und Abreise a 2h. Also ca 10h. wie soll das gehen? Fährt mich in ein krankenwagen da hin? Wie kann ich dort Pausen machen? Was passiert wenn ich nach einer Stunde crashe und einfach nicht mehr kann??

Manuela Bieri: Ja, die Gutachten können sehr lange dauern. Wir raten den Betroffenen sich Hilfe bei einem Rechtsanwalt zu suchen, damit sie den Betroffenen bei solchen IV Details zur Seite stehen. Wenn sie eine Case ManagerIn haben, möchte ich sie ermuntern, mit ihr Kontakt aufzunehmen und ihnen ihre Situation zu vermitteln. Wenn dies nicht der Fall ist, schreiben sie ihrer Fallführenden Person bei der IV eine E-Mail mit ihrem Anliegen und fragen sie ihren Arzt, ob er ihnen eine Reiseunfähigkeit bescheinigt.

Guten Tag Was empfehlen Sie bei einer POTS-Diagnose? Was ist der Behandlungsstandard? Ich leide seit der ersten Welle an einem long covid und wollte fragen, ob es weitere Diagnostikrichtlinien gibt, die es zu befolgen gilt? Damals gab es noch sehr wenig.. Danke vielmals.

Manuela Bieri: Es gibt diverse Medikamente und Ansätze, die bei POTS eingesetzt werden können. Dr. Maja Strasser hat auf ihrer Website einige Behandlungsansätze aufgeführt. Die Behandlung hat sich sicherlich verbessert im letzten Jahr.

Die Diagnose Long Covid wurde bei mir kürzlich in den Raum gestellt – nun verschreibt mir meine Hausärztin Anti-Depressiva, obwohl ich nicht depressiv bin. Sie sagt, ich sei psychisch erschöpft und Anti-Depressiva würden mir helfen, schneller auf die Beine zu kommen. Stimmt das? Helfen Anti-D. bei der Genesung von Long Covid? Ich bin natürlich unglücklich über die Situation, aber wirklich nicht depressiv, eher ratlos. Ich bin arbeitsfähig, aber ich kann keinen Sport treiben, auch nicht auf niedrigem Niveau – seit bald drei Monaten. Vielen Dank.

Katrin Bopp: Es gibt Hinweise darauf, dass Anti-Depressiva vom Typ «selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer» (SSRI) immunmodulierende Eigenschaften besitzen, was sich günstig auf Long-COVID Symptome auswirken könnte. Allerdings gibt es bisher keine prospektive randomisiert-kontrollierte Studie dazu an nicht depressiven Betroffenen. Wir empfehlen-wenn gleichzeitig Symptome einer Depression vorliegen und eine medikamentöse Therapie geplant wird, ein Antidepressivum aus der Gruppe SSRI einzusetzen. Wenn keine Depression besteht, kann eine solche Therapie-wie in Ihrem Fall- im sogenannten «off-label-use» eingesetzt werden. Der Nutzen sollte regelmässig überprüft und das Medikament bei Nichtansprechen wieder abgesetzt werden. Bei Bedarf könnten Sie sich diesbezüglich auch in einer spezialisierten Long/Post-COVID-Ambulanz beraten lassen. Hierhin könnte ihre Hausärztin/ihr Hausarzt sie bei Bedarf überweisen.

Ich leide seit knapp zwei Jahren an einer Art Hirnnebel (Brain Fog). Ist das mit Long-Covid verbunden?

Manuela Bieri: Brain Fog ist eines der vielen Symptome, die bei Long Covid vorkommen können.

Meine Frage mag komisch klingen, ist aber ernst gemeint. Sind die Betroffenen sicher an Long Covid erkrankt? Oder sind dies möglicherweise auch Symptome der Impfung? Ich selber habe diese Symptome und frage mich ob hier vielleicht nicht falsch hingeschaut und gar falsch behandelt wird.

Manuela Bieri: Es gibt eine ganz kleine Anzahl von Personen, die die gleichen Symptome von der Impfung haben. Der Rest ist leider nach einer Coronainfektion krank geblieben. Die Personen, die im Beitrag aufgetreten sind, sind schon lange krank und sind in der 1. oder 2. Welle erkrankt, wo es noch gar keine Impfung gegen das Coronavirus gab

Mich interessiert der prozentuale anteil der geimpften gegenüber den ungeimpften longcovid-patienten. Ich habe noch nie etwas davon gehört. Ist überhaupt jemals ermittelt worden, wer von den longcovid-patienten gegen corona 1 oder mehrere male geimpft worden ist. Danke und gruss!

Katrin Bopp: Es gibt hierzu eine grosse Metaanalyse, die im März 2023 in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift «JAMA» publiziert wurde. Hier zeigte sich, dass zweifach geimpfte Personen ein 40 % niedrigeres Risiko hatten, an Long/Post-COVID zu erkranken.

Ich kämpfe seit zwei Jahren mit den Folgen von den Covid-Infektionen mit diagnostiziertem Brainfog, Fatigue, PEM, Belastungsintolzerung, kognitiven Defiziten und Atemnot Mein Arbeitgeber setzt mich trotz teilweise bis ganzer Krankschreibung weiterhin unter Druck und verlangt eine volle Leistung. Wie kann ich dem Arbeitgeber die Problematik vermitteln damit dieser Verständnis hat?

Sebastian Lorentz: Der Arbeitgeber muss sich an die medizinisch attestierte Arbeitsfähigkeit halten. Will er dies nicht tun, so darf der Arbeitgeber einen Vertrauensarzt beauftragen (auf eigene Kosten). Der Vertrauensarzt darf nur Fragen zur Arbeitsfähigkeit beantworten.

Ich bin auf Long Covid Betroffene und warte bereits seit 2 Jahren auf ein Handeln der IV. Macht es Sinn, bei der IV immer mal wieder nachzufragen wie der Stand der Dinge ist?

Sebastian Lorentz: Aus meiner Sicht, unbedingt nachfragen.

Braucht es für eine Rentenprüfung immer ein Gutachten? Wieso reichen nicht Erkenntnisse aus den Therapien und dem beruflichen Eingliederungsprozess aus? Die Fachleute aus dieser Begleitung können aus meiner Sicht die Situation mehrheitlich besser einschätzen ...

Dominik Sennhauser: Für bzw. während einer Rentenprüfung braucht es nicht zwingend ein Gutachten. Gerade bei Rentenprüfungen im Zusammenhang mit Long Covid dürfte aber ein Gutachten unumgänglich sein. Die Beurteilungen und Arztberichte der Behandler werden im Rahmen eines Gutachtens aber berücksichtigt.

Guten Tag Bei mir schwillen die Finger, vorallem die Mittelfinger an. Laut Arzt sind diese jeweils entzündet sobald mein Immunsystem arbeiten muss. Kann das von der Covid-Impfung kommen?

Katrin Bopp: Bei schmerzhaften Schwellungen der Finger sollte abgeklärt werden, ob es sich um eine Erkrankung aus dem rheumatologischen Formenkreis handeln könnte. Hier helfen klinische Untersuchung, Blutuntersuchung und Ultraschall meist weiter. Gute Besserung.

Im April 2021 hatte ich starkes Covid. Auch heute noch habe ich oft Wortfindungsstörungen und habe Konzentrationsschwierigkeiten., bin schnell müde.Auch bin ich nicht mehr so stressresistent. Eine Verbesserung habe ich mit Osteopathie erreicht, aber jetzt stagniert es. Das belastet mich sehr, da ich dadurch auch beim Arbeiten Mühe habe. Was könnte mir noch eine Verbesserung bringen, an wen kann ich mich noch wenden?

Manuela Bieri: Bitte wenden Sie sich mit diesen Symptomen an ihren Hausarzt. Der kann sie dann, wenn nötig, an eine Long Covid Sprechstunde überweisen. Das wichtigste ist das Pacing. Das ist eine Art Energiemanagement, damit der Körper nicht überfordert wird und sich der Gesundheitszustand verschlechtert. Das kann sehr gut in einer Ergotherapie gelernt werden und stellt der Grundpfeiler der Behandlung dar.

Guten Abend Ich habe mich im Nov.20 als Pflegefachfrau mit dem Virus angesteckt. Ich habe eine 100%ige IV Rente. Nun musste ich vor 5 Monaten zu 4 Gutachtern( alles Aerzte aus Deutschland) Obwohl mein Gesundheitszustand nicht wirklich besser ist ( ME CFS und z.T. massive Schmerzen im Oberkörper) bekam ich den Entscheid, 50 % arbeitsfähig. Ich werde im Nov. 24 pensioniert. Was soll denn das? Freundliche Grüsse und danke für Ihren Komentar.

Sebastian Lorentz: Da die verbliebene Restaktivitätsdauer bei der IV auch eine Rolle spielen kann, sollte die IV aus meiner Sicht das nahe Rentenschlussalter im Rahmen des Rentenrevision berücksichtigen.

Ich leide seit 2022 an Long Covid. Habe sämtliche Stationen durchgemacht, war 6 Wochen in Davos, leider keine Veränderung. Die IV hat jetzt alles ruhiggestellt und meint, ich soll auf mich schauen, gesund werden, psychologische Betreuung aufsuchen . Bin zur Zeit wieder 100% Krankgeschrieben mein Taggeld läuft im Oktober aus. Wie weiter? Bin 61 Jahre alt , habe immer gearbeitet, jetzt geht nichts mehr und ich habe riesige Existenzängste.

Sebastian Lorentz: Die IV kann in aller Regel ein Verfahren ohne Sisitierungsgründe nicht einfach ruhigstellen. Bei der IV nachfragen, insistieren und schlimmstenfalls Rechtsverweigerungs-/Rechtsverzögerungsbeschwerde androhen und anheben.

Seit ich die Corona Impfung gemacht habe leide ich unter Chronischer Nesselfieber und wieso sagt man es sei Psychisch?

Katrin Bopp: Nesselfieber/Nesselsucht (medizinisch: Urtikaria) ist eine seltene Nebenwirkung der Coronaimpfung und tritt eher nach der Bossterimpfung, als nach der Erstimpfung auf. Sie ist unserer Erfahrung nach gut mit Antihistaminika behandelbar und wird meist über die Zeit weniger und /oder verschwindet wieder. Mit einer psychischen Erkrankung hat dies nichts zu tun. Lassen Sie sich ggf in einem spezialisierten Zentrum beraten. Ich wünsche Ihnen gute Besserung.

Wir fragen uns, warum hier nicht das Gesundheitsdepartement unterstützen kann bzw. die anfallenden Gesundheitskosten der Longcovid Patienten übernehmen kann. Impfen und testen konnten wir uns alle, aber jetzt bei Betroffenen möchte keiner die Kosten übernehmen. Auch wir kämpfen seit über einem Jahr, keine Unterstützung von einem Case Manager, weder bei Krankentaggeldversicherer, noch bei der IV noch bei der Krankenkasse. Muss man sich vor einem IV Gutachten einen Anwalt zuziehen? Was wird empfohlen?

Dominik Sennhauser: Der Beizug eines Rechtsbeistandes empfiehlt sich spätestens dann, wenn eine Versicherung die Leistungen einstellt. Solange das IV-Verfahren läuft, ist ein Rechtsbeistand nicht zwingend nötig.

Wir fragen uns, warum hier nicht das Gesundheitsdepartement unterstützen kann bzw. die anfallenden Gesundheitskosten der Longcovid Patienten übernehmen kann. Impfen und testen konnten wir uns alle, aber jetzt bei Betroffenen möchte keiner die Kosten übernehmen. Auch wir kämpfen seit über einem Jahr, keine Unterstützung von einem Case Manager, weder bei Krankentaggeldversicherer, noch bei der IV noch bei der Krankenkasse. Muss man sich vor einem IV Gutachten einen Anwalt zuziehen? Was wird empfohlen?

Dominik Sennhauser: Der Beizug eines Rechtsbeistandes empfiehlt sich spätestens dann, wenn eine Versicherung die Leistungen einstellt. Solange das IV-Verfahren läuft, ist ein Rechtsbeistand nicht zwingend nötig.

Ich leide unter ME, finde aber hier nirgends einen Arzt, der überhaupt diese Krankheit kennt! Was tun?

Manuela Bieri: Leider ist diese Krankheit in der Schweiz bei den Ärzten nicht bekannt und kommt momentan auch nicht in der Ausbildung vor. Wir hoffen fest, dass sich mit den vielen neuen Long Covid Fällen auch für die ME/CFS Fälle dahingehend eine Verbesserung einstellt. Auf der Website der SGME der Gesellschaft für ME/CFS hat es Angaben zu Ärzten, die das Krankheitsbild kennen.

Guten Tag Eine Freundin von mir hat Long Covid. Im Aufbautraining der IV zeigt sich nun, dass sie sie wohl nicht über 40% arbeiten kann. Was bedeutet das für sie? Wie ist in einem solchen Fall das weitere Vorgehen der IV?

Sebastian Lorentz: Die Stellungnahmen einer leistungsorientierten Eingliederung haben ein gewisses Gewicht. Aber die IV wird mit hoher Wahrscheinlichkeit den Gesundheitszustand noch gutachterlich klären wollen.

Wieso sind keine Übergangsrenten bis zu einer definitiven Beurteilung möglich. Wenn ja keine Experten „vorhanden“ sind, können zwei normale Gutachter als Besucher vor Ort diesen zeitlich beschränkten Entscheid fällen.

Sebastian Lorentz: Übergangsrenten sind leider bei der IV gesetzlich nicht vorgesehen.

Die Gutachten seien der Fladchenhals. Vielleicht müsste man das gesamte System mit den Gutachtern grundsätzlich überdenken und anfangen den Betroffenen und deren Ärzt*innen zu glauben. Heutzutage wird eine IV nicht mehr bis zum AHV-Alter ungeprüft gutgesprochen, sobdern nach z.B. 2 Jahren gibt es wieder eine Revision. Warum nicht rascher Renten sprechen, wenn eine Wiedereingliederung offensichtlich nicht möglich ist und den Betroffenen mehr Zeit und Sicherheit geben gesund oder zumindest gesünder zu werden? Der jetzige Prozess mit den einhergehenden Existenzängsten verschlimmert in der Regel die Krankheit (Crashes nach Gutachten, Wiederaufnahme von Arbeit ohne wirklich arbeitsfähig zu sein, was wiederum zu Crashes führt, die auch irreversible Schäden verursachen können!) Mit den Kosten der Gutachten könnte man die Betroffenen eine ganze Weile unterstützen.

Sebastian Lorentz: Das wäre ein grosser Systemwechsel. Aber ja, solche Ideen wurden auch schon diskutiert (fast in, fast out).

Die IV behauptet, ich sei nur 15% bei einer Bürotätigkeit eingeschränkt, also gesund. Bei IV-Wiedereingliederungsmassnahmen musste ich aufhören, weil ich nicht mal 2x4Stunden pro Woche schaffte, dabei war die Büroarbeit auf Hilfsarbeit wie Kopieren etc heruntergefahren worden, also reine Nullkopf-Arbeit. Trotzdem war es zu viel. Und nun soll ich 85% normal arbeiten können? Rentenantrag abgelehnt – ich könne noch Einsprache machen. Dazu fehlt mir die Kraft. Habe ich denn überhaupt eine Chance ohne einen Anwalt? = Frage = geht es ohne Anwalt? (kann und will ich mir nicht leisten)

Dominik Sennhauser: Dass Sie die Wiedereingliederungsmassnahmen gemacht haben, kann von Vorteil sein. Damit ist einen allfällige fehlende Leistungsfähigkeit dokumentiert. Sofern Sie bereits einen Vorbescheid erhalten haben, ist der Beizug eines Rechtsbeistandes ratsam. Sie können sich auch auch an eine gemeinnützige Organisation, die im Sozialversicherungsrecht tätig ist, wenden. Wichtig ist, dass eine Kontaktaufnahme rasch erfolgt, sofern bereits ein Vorbescheid oder eine Verfügung erlassen wurde.

Leider ebnfalls seit 2 Jahren betroffen. Bei mir wird es schleichend immer schlimmer. Ich muss jetzt noch 4 Wochen durchhalten mit letzter Kraft um meine Ausbildung zu beenden. Seit 2 Wochen habe ich mich nach einer leichten Grippe sogar Schluckstörungen entwickelt und kann nur noch Flüssignahrung zu mir nehmen. Ich frage mich, ob auch Schluckstörungen zu Long Covid dazugehören können, denn die Ärzte finden nichts und können somit auch nichts unternehmen um mir zu helfen.

Manuela Bieri: Leider kann es in einem Crash auch zu Schluckstörungen kommen. Könnten sie vielleicht beantragen, die Ausbildung zu unterbrechen, damit sich ihr Körper erholen kann? Wahrscheinlich sind sie momentan über ihrer Belastungsgrenze und müssten ihr Aktivitätslevel herunter fahren. Ich hoffe das ihnen das Pacing ein Begriff ist und sie dies schon in einer Ergotherapeutischen Behandlung erlernen konnten. Solange die Symptome eher zunehmend sind und so stark würde ich mich persönlich eher zurück nehmen und die Ausbildung wenn möglich pausieren.

Bei mir gibt es bereits 2 KTG Gutachten: eins Gesundschreibung und Wiedereingliederung, das zweite Gutachten akzeptierte die 100% AUF rückblickend. Zwar bestägte er ME/CFS, aber wie im Beitrag wird PEM ignoriert und alles psychologisiert – aktuell ist es ein Kampf mit Case Manager und ich beuge mich dem Plan der KTG, aber baue immer weiter ab. Mein Anwalt einer Rechtsschutz versteht die Thematik nicht, berät mich nicht gut. IV wurde nach 6 Monate angemeldet. Da ich noch B Ausweis habe, hängt hier bei mir nicht nur die finanzielle Existenz dran. 1) Sollte ich Gegengutachten machen, weil es inhaltlich sehr zu meinen Lasten geht? 2) Empfehlt ihr bereits nun einen Anwalt privat zu beauftragen, auch wenn IV Verfahren erst ab August beginnt?

Sebastian Lorentz: Bei der Rechtsschutzversicherung haben Sie in aller Regel freie Anwaltswahl, d. h. Sie können den Anwalt wechseln (möglicherweise müssen Sie die Einarbeitungskosten selbst bezahlen). «Gegengutachten» sind meist sehr teuer, weshalb ich diesbezüglich immer sehr vorsichtig bin.

Guten Tag Ich, weiblich, 55, bin ME/CFS Patientin und habe ein IV Verfahren hängig seit 1,5 Jahren. Das USZ und meine Hausärztin haben mich als arbeitsunfähig eingestuft und mir mitgeteilt, dass sie mir nicht mehr weiterhelfen können. Auch nach mehrfachen Anfragen bei der IV passiert nichts. Haben Sie noch einen Ratschlag, was ich tun könnte? Vielen Dank und freundliche Grüsse

Dominik Sennhauser: Das IV-Verfahren zu beschleunigen, ist sehr schwierig. Von Vorteil ist eine durchgehende ärztliche Dokumentation des Krankheitsverlaufs und der Arbeitsunfähigkeit. Zudem können Sie bei der IV nachfragen, ob Berichte benötigt werden und was die weiteren geplanten Schritte sind. Sollte die IV nicht reagieren, ist der Beizug eines Rechtsbeistandes von Vorteil.

Ich bin nicht direkt von Long Covid betroffen, jedoch auch mit schwerer Erschöpfung/Fatigue, Auch reagiere mit „Crashs“ bei Überbelastung, Dazu weitere schwerwiegende Folgen usw. Dies jedoch nach einer schweren Sepsis (Blutvergiftung)! Es sind nun 5 Gutachten der IV in Basel erfolgt mit entsprechenden Folgen meiner gesundheitlichen Situation! Aktuell bin ich nach 2 Wochen Hospitalisation im Inselspital in erneuter Rehabilitation. Die IV verlangt weiter, dass ich quasi und verzüglich, an weiteren medizinischen Abklärungen teilnehme, welche die Gutachter nachträglich, jedoch im Gutachten bereits festgehalten und angeordnet, verlangen. Die Sache mit der Mitwirkungspflicht ist mir klar. Jedoch stellt sich mir wirklich die Frage, inwieweit diese Verpflichtung bei einer aktuell laufenden Hospitalisation/Rehabilitation umgesetzt werden muss/kann? Es geht letztendlich wohl um den Rentenvorbescheid. Gibt es Erfahrungen? Herzlichen Dank!

Sebastian Lorentz: Die IV kann auch im Rahmen von Mitwirkungspflichten nichts Unzumutbares fordern. Wenn Sie in stationärer Behandlung sind, können von Ihnen aus meiner Sicht nicht weitere Abklärungen erwartet werden. Die IV sollte über die aktuelle Situation informiert und dokumentiert werden.

Guten Abend. Als Betroffene habe ich diese Sendung mit Interesse geschaut. In den meisten Beiträgen zum Thema wird über stark betroffene Menschen berichtet, die nicht mehr arbeitsfähig oder sogar bettlägerig sind. Daneben gibt es auch Fälle wie mich. Ich musste mein Arbeitspensum auf 70% reduzieren und meine Freizeitaktivitäten stark einschränken. Zwischendurch muss ich mich wegen Überlastung einen Tag krank melden. Ich denke, dass Betroffene wie ich oft unter dem Radar laufen, da wir keine IV-Leistungen beantragen müssen. Trotzdem ist unser Leben stark von der Energiearmut geprägt. Gibt es Schätzungen, wieviele solche Menschen sich in der Schweiz irgendwie durch den Alltag und das Berufsleben kämpfen?

Manuela Bieri: Es gibt leider in der Schweiz keine Zahlen zu Long Covid. Wenn wir die Zahlen der WHO nehmen, kommen wir auf eine ungefähre Anzahl von 300 000 Betroffenen. Davon sind 150 000 so stark eingeschränkt, dass sie ihr Arbeitspensum reduzieren müssen oder eben sogar ganz krank geschrieben sind.

Kann COVID-19 Infektion auch schwere Autoimmunkrankheiten auslösen wie Vaskulitis? Herzlichen Dank für Ihre Nachricht,

Katrin Bopp: Viele Infektionen- auch eine Coronaerkrankung- können Autoimmunerkrankungen auslösen. Wir sehen dies glücklicherweise in unserer Sprechstunde sehr selten, auch wenn wir immer danach suchen. Es gibt eine Auswertung von Krankenkassendaten in Deutschland, die zeigte, dass es vor allem nach schweren Erkrankungsverläufen im ersten Jahr der Pandemie 3-15 Monate später zu einem Anstieg neu aufgetretener Autoimmunerkrankungen kam.

Gibt es Menschen, welche bereits mehrere Jahre an Long Covid litten und nun wieder gesund sind?

Manuela Bieri: Die gibt es ja. Leider ist es so, dass je länger die Krankheit andauert, die Chance auf Heilung laut Studien kleiner wird.

Ist es zulässig, dass die IV die Anspruchsabklärung auf Hilflosenentschädigung erst nach der polydisziplinären Begutachtung durchführen will? Schwerbetroffen an Myalgischer Enzephalomyelitis, hausgebunden, zu 80 % bettlägerig

Sebastian Lorentz: Ja, da die Hilflosenentschädigung auch medizinische Gründe braucht, kann die IV aus meiner Sicht die Ergebnisse einer Begutachtung abwarten.

Ich bin im Dezember 22 an COVID erkrankt. Ich war während ein paar Tagen total erschöpft und hatte während drei Wochen keinen Geschmack. Nach einem halben Jahr habe ich mich impfen lassen. Seitdem habe ich Tage, an denen ich total erschöpft bin. Zudem bin ich überhaupt nicht mehr belastbar und kognitiv beeinträchtigt. Können Sie mir einen Tipp geben, wie ich meinen Zustand verbessern könnte.

Manuela Bieri: Das wichtigste ist das Pacing, also das erlernen des Energiemanagements. Das wird den Betroffenen meistens in einer Ergotherapie beigebracht, mit dem Ziel, die Symptome zu stabilisieren. Das heisst aber, dass die Betroffene sich nicht mehr über ihrer Belastungsgrenze bewegen darf und sich im Alltag häufig einschränken muss, damit sich die Symptome nicht wieder verschlimmern. Es gibt auch medikamentöse Ansätze, die gewisse Symptome lindern können. Fragen sie doch da ihren Arzt dazu. Bei kognitiven Problemen könnte eventuell Ginko helfen. Trotzdem ist das Pacing das wichtigste.

kann diagnostizierte small-fiber-neuropathie als Folge der Covid-Infektionen entstehen?

Manuela Bieri: Wir sehen in unserer Gruppe, dass mit der Long Covid Diagnose auch eine Small-Fiber-Neuropathie einhergehen kann.

Frage an einen anwesenden Anwalt! Wieso wird nicht gemäss BG über den allgemeinen Teil des Sozialversicherungsrechts, Art. 70, Abs. b, Vorleistung, die Pflichtleistung durch die Arbeitslosenversicherung ausgelöst? (seit Jan. 2021 in Kraft!

Dominik Sennhauser: Sofern eine IV-Anmeldung erfolgt ist und eine Arbeitsfähigkeit von mindestens 20% vorliegt, ist die Arbeitslosenversicherung vorleistungspflichtig.

wie wahrscheinlich ist es, dass eine Mutter und alle drei Kinder long covid haben? wie stark ist long Covid genetisch bedingt

Manuela Bieri: Es gibt Vermutungen, dass Long Covid und die Erkrankung ME/CFS eine genetische Komponente haben. Wir beobachten dies in unserer Gruppe auch, dass es teilweise Familienintern zu einer Häufung von Fällen kommt. Dies wird momentan, wie so vieles in Bezug auf Long Covid, noch erforscht.

Empfehlen Sie die im Beitrag erwähnte H.E.L.P. Apherese Long Covid Betroffenen mit schwerer Fatigue? Wie sieht es mit der Immunabsorption aus? PS: Vielen Dank für den Beitrag und dass Sie auch weiterhin für das Thema sensibilisieren!

Katrin Bopp: Im Moment kann aufgrund fehlender belastbarer wissenschaftlicher Daten aus prospektiven und placebokontrollierten Studien keine Empfehlung für eine Apherese/Immunadsorption als Therapie von Long/Post-COVID Symptomen ausgesprochen werden, auch da diese bei unsachgemässer Anwendung schwere Komplikationen zur Folge haben kann. Es laufen momentan mehrere Studien (zB in Mainz und Berlin), bei denen eine Scheinbehandlung mit Immunadsorption gegenüber einer echten Immunadsorption untersucht wird, deren Ergebnisse abgewartet werden müssen.

Meine Tochter erkrankte im Nov. 21 an Covid, wurde danach immer schwächer. Sie ist seit April 22 vorwiegend bettlägerig und nach einem Spitalaufenthalt vor einem Jahr, zu 100% bettlägerig und komplett pflegebedürftig. Nun muss sie zum Gutachtertermin vor Ort antreten. Wir machen uns grosse Sorgen um ihren Zustand, wie sie das überstehen wird. Was können wir noch machen? Wie uns wehren?? Weshalb ist in solchen Fällen nicht ein Hausbesuch möglich ?? Wer hilft uns dann wenn ein erneuter Crash ausgelöst wird???

Dominik Sennhauser: Sofern es sich um ein Bi- oder Polydisziplinäres Gutachten handelt, ist eine Verschiebung des Gutachtens oder eine Heimbegutachtung kaum möglich. Voraussetzung dafür wäre, dass ein Transport ärztlich attestiert zum Vornherein nicht möglich ist. Ein Gesuch für eine Heimbegutachtung macht nur dann Sinn, wenn ein entsprechender Arztbericht mit eingereicht werden kann.

Guten Abend Ich leide seit 3 Jahren an den Folgen einer COVID Infektion . Da ich mich nachweislich bei der Arbeit als Pflegefachfrau mit dem Coronavirus angesteckt habe, hat mein damaliger Arbeitgeber mich 2021 auf Drängen vom Kassensturz bei der Berufsunfallversicherung angemeldet, welche ab dann Taggeldleistungen erbracht hat. Vor knapp einem Jahr wurde ich von der IV zu einem medizinischen Gutachten aufgeboten, natürlich am anderen Ende der Schweiz, was für mich kräftemässig eine riesige Belastung war ( das Gutachten dauerte zwei Tage). Ich hatte in keiner Weise das Gefühl, dass mein wirklicher Gesundheitszustand wahrgenommen wurde. Ich konnte durchaus gewisse Leistungen erbringen, es war aber vollkommen irrelevant, dass ich Tage und Wochen nach dem Gutachten von dieser enormen Belastung gezeichnet war. Die IV hat mich dann aufgrund des Gutachtens zu 80% arbeitsfähig eingestuft, wobei ich aber von meinem Arzt weiterhin zu 100% krankgeschrieben war. Ich erfuhr dann von der Berufsunfallversicherung ( Baloise) dass ihnen ein IV-Entscheid vorliegt, welcher mich zu 80% gesund einstuft und sie daher ihre Leistungen per sofort einstellen werden. Genau vier Wochen habe ich nun Zeit, gesund zu werden, Arbeit zu suchen oder mir sonst was einfallen zu lassen…..ich bin alleinerziehend, habe drei Kinder zu Hause und weiss nicht wie ich im ab März meine Familie ernähren werde. Ich habe keine Ersparnisse. Ich weiss nicht, wie es weitergehen soll. Und meistens fehlt mir, aufgrund von Long COVID die Kraft, mich mit diesen Themen auseinander zu setzen. Ist es zulässig, dass mich die Unfallversicherung quasi von einem zum nächsten Tag fallen lässt? Ich bin komplett ratlos. Besten Dank für Ihre Rückmeldung.

Sebastian Lorentz: Ja, leider kann sich auch eine Unfallversicherung auf die Ergebnisse einer IV-Begutachtung stützen. Ich würde Ihnen dringend raten, anwaltlichen Beistand zu suchen. Aufgrund Ihrer Schilderung gehe ich davon aus, dass Fristen laufen, d. h. bitte handeln Sie ohne Verzug.

Wieviel investiert die Schweiz in die Forschung von Medikamenten im Komplement Inhibitoren Berreich ?

Manuela Bieri: Es gibt momentan nur wenige Medikamentenstudien, die in der Schweiz laufen. BC007, Temelimab, Fampridin und Pycnogel... Ansonsten sind meines Wissens keine Gelder gesprochen worden.

Seit 2022 leide ich an Long Covid. Von allen Seiten werde ich extrem unter Druck gesetzt, der Job wurde mir natürlich unmittelbar gekündigt und selbstverständlich wird man überhaupt nirgends ernst genommen mit der Problematik und nur auf die Psycho Schiene geschoben. Die mittlerweile ausgelaufene Taggeldversicherung hat mir angedroht, dass sie von mir die Taggelder zurückverlangen könne, sofern eine IV-Rente gesprochen würde. Ist das wirklich rechtens, dass ich die Taggelder zurückbezahlen muss, falls die IV tatsächlich eine Rente sprechen würde? Die Taggelder musste ich für teure Behandlungen praktisch komplett ausgeben und ich habe nichts mehr...

Sebastian Lorentz: In aller Regel bevorschusst eine Krankentaggeldversicherung eine IV-Rente. Daraus folgt, dass die Krankentaggeldversicherung für die gleichen Zeitperioden ein Rückforderungsrecht hat.

Sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte nur erwähnen, dass meine Schwester, mein Neffe und ich von Long Covid durch die HELP Apharese geheilt wurden. Es wäre wichtig, dass die Patienten darüber informiert werden. Es ist teuer, aber lieber verwende ich meine 3.Säule dafür, als dass ich meine Rentenzeit womöglich im Rollstuhl verbringe. Auch die Sanitas Versicherung beteiligt sich nicht an den Kosten. Es ist normalerweise eine sehr gute Krankenversicherung, die auch für Kinesiologie, Chin. Medizin etc. bezahlt. Interessant wäre zu wissen, ob, sobald diese Heilmethode anerkannt ist, diese Apharese-Kosten nachträglich ersetzt werden könnten. Ich hoffe diese Methode wird baldigst ausreichend erforscht werden. Ich sehe zu viele LC Erkrankte in Rollstühlen, dies liesse sich womöglich mit der HELP Apharese verhindern. All along wird es die Krankenkassen wahrscheinlich sehr viel teuer kommen, Patienten, die im Rollstuhl landen, zu unterstützten. PS: Das Perfide an LC ist, dass die meisten Patienten zu erschöpft sind, für Ihre Rechte zu kämpfen. So sparen Versicherungen, IV etc. sehr viel Geld. Eine unheimliche Schweiz ist das.

Manuela Bieri: Die HELP Apherese hat einigen Patienten geholfen und ihre Lebensqualität verbessern können. Ich habe aber leider auch schon von Fällen gehört, wo keine Verbesserung eingetreten ist. Trotzdem bin ich absolut bei Ihnen, dass dies erforscht werden sollte und auch von den KKs bezahlt werden sollte. Milo Puhan wollte eine solche Studie machen. Leider scheiterte dies wie so oft am Geld, das keiner sprechen wollte dafür.

Hallo Zusammen. Ich leide am Post-Vaccine und bin selber in den Abläufe der IV gefangen. Es geht nicht vorwärts obwohl ich immer alles richtig gemacht habe. Mein Krankentaggelder laufen aus und der finanzielle Fallschirm der IV geht nach über 2Jahren nicht auf. Wie soll ich mich verhalten? Habe mein Leben lang gearbeitet, meinen Betrag geleistet und nun werde ich so dermassen fallen gelassen. Wie soll ich mich nun verhalten? Wie kann ich der IV Feuer machen?

Manuela Bieri: Haben sie einen Rechtsschutzversicherung? Wenn ja nehmen sie sich Hilfe von einem Anwalt, der sie in diesem Prozess unterstützen kann. Wenn nein können ev. rechtliche Hilfe bei Procap Schweiz, Versicherte Schweiz und beim Verband Covid Langzeitfolgen angefordert werden.

Kann ich – und auf welchem Weg – als pensionierter Arzt Allgeimeine Innere Medizin FMH nach 33 Jahren Praxis und Interesse sowie auch praktischer Erfahrung an Long Covid Gutachter für die IV werden?

Sebastian Lorentz: Sie können den SIM-Gutachterkurs besuchen. Dort erhalten Sie auch weitere Informationen, wie man «Gutachter» wird.

Ich bin seit August 2022 Longcovid Patientin und seit dann 100% arbeitsunfähig. Ich habe sowohl die Früherfassung (Okt. 2022) als auch die Anmeldung (Jan. 2023) bei der IV gemacht. In den 1 1/2 Jahren habe ich sehr viele Dinge ausprobiert (2x stationärer Rehaaufenthalt, diverse Therapien, Nahrungsergänzungsmittel etc.). Hierbei sind viele Kosten angefallen, welche nicht von meiner Krankenkasse übernommen wurden (Komplementärmedizin, nichtversicherte Nahrungsergänzungsmittel, Therapien, Fahrkosten…). Habe ich eine Chance, dass einige dieser Kosten durch die Frühinterventionsmassnahmen der IV übernommen werden können? Als ich mich deswegen telefonisch bei meiner zuständigen IV-Stelle gemeldet habe, wurde mir gesagt, für solche Kosten könne die IV keine Frühinterventionsmassnahm-Gelder sprechen.

Sebastian Lorentz: Nein, in aller Regel bezahlt die IV keine «Heilbehandlungen» bei Personen über 20. Es ist schon vorgekommen, dass im Rahmen von Frühintervention teilweise solche Kosten bezahlt wurden, aber ein Rechtsanspruch besteht nicht.

Guten Abend, soeben habe ich gelesen, dass die Arbeitslosenversicherung vorleistungspflichtig ist, sofern eine Arbeitsfähigkeit von mind. 20% vorliegt. Wie lange (wie viele Jahre) dauert denn diese Pflichtleistung durch die Arbeitslosenversicherung? Bestem Dank!

Dominik Sennhauser: Diese Frage kann nicht allgemeingültig beantwortet werden. Es hängt von der Erfüllung der Rahmenfrist für den Leistungsbezug bei der Arbeitslosenversicherung ab.

Grüezi Ich habe Longcovid (seit 2021) Kürzlich fanden meine Begutachtungstermine statt. Ich musste an 4 Tagen nach von Stein am Rhein nach Basel fahren, zum Teil ganz früh am Morgen. Ohne meinen Mann wäre es nicht möglich gewesen diese Termine wahr zu nehmen! Ich habe mich von Anfang an nicht ernst genommen gefühlt. Es waren 4 verschiedene Ärzte, alle über dem Pensionsalter und ohne grosses Wissen über Longcovid. Mir wurden Ratschläge erteilt wie z.B. ich solle 15 kg abnehmen und Fitness machen, dann würde es mir besser gehen. Auf meinen Hinweis, dass dies mit dem Fatigue Syndrom nicht möglich sei, wusste derjenige auch nichts mehr zu antworten, es sei nicht sein Fachgebiet. Dies ist nur ein Beispiel der Gespräche. Zudem interessiert es niemand, wie es einem danach geht, dass nach so einem Termin ein Crash mit starken Kopfschmerzen und totaler Erschöpfung folgte. Ich war ja da, also kann es ja nicht so schlimm sein. Ich empfand die ganzen Begutachtungstermine als demütigend. Ich fühlte mich nicht ernst genommen und aus den Reaktionen kann ich ableiten, dass bestimmt keine Rente gesprochen wird. Wie kann es sein, dass Personen über einem entscheiden, welche über Longcovid nicht Bescheid wissen? Auch wenn es noch nicht nachgewiesen werden kann, deshalb ist man doch lange nicht ein Simulantin. Zudem waren nur spärliche ärztliche Untersuchungen gemacht worden. Ich wünsche mir für alle Longcovid Betroffene, dass Begutachtungen mit mehr Fachwissen und vor allem mit mehr Respekt gemacht werden.

Manuela Bieri: Das wünschen wir uns alle und ich hoffe, dass dieser Beitrag etwas dazu beigetragen hat. Wir kämpfen bis dies der Fall ist.

Ich hatte vor ca. einem Jahr Corona. Ich lag einige Tage flach und brauchte lange,um wieder auf die Beine zu kommen. Der Geschmack und Geruch war ganz weg. Danach konnte ich allmählich wieder wenige Sachen riechen und schmecken. Nun seit ca. 7. Monaten rieche und schmecke ich gewisse Sachen ganz ecklig. Kaffe, Eier, Zwiebel sind besonders schlimm und es wird mir übel. Weshalb ist das so und kann ich etwas dagegen tun?

Katrin Bopp: So wie Sie es beschreiben handelt es sich wahrscheinlich um sogenannte «Parosmien». Diese sind als günstiges Zeichen hinsichtlich einer Erholung des Geruchssinns einzuordnen, auch wenn sie leider oft unangenehm sind. Ein Riechtraining könnte ergänzend hilfreich sein. Lassen Sie sich hierzu am Besten in einer auf geruchs- und Geschmacksstörung spezialsierten Sprechstunde (zB in HNO-Kliniken) beraten. ich wünsche Ihnen gute Besserung

Guten Abend. Ich möchte wissen, ob Long Covid auch schubweise auftreten kann. Also kann es symptomfreie Zeiten geben und dann ist man plötzlich wieder nach Belastung stark erschöpft und hat Symptome? Vielen Dank.

Manuela Bieri: Das ist das Typische der Long Covid Erkrankung, dass die Symptome kurz oder sogar bis zu einigen Tagen nach der Belastung auftreten können. Das spricht dafür, dass sie sich überanstrengt haben und die Energie in ihrem Körper aufgebraucht war. Es ist wichtig, diese sogenannten Crashes zu vermeiden, da die Betroffenen sich davon teilweise nicht mehr oder nur sehr langsam erholen können. Dies Crashes kann man mit einem guten Pacing, also der Energieeinteilung versuchen zu minimieren.

Guten Tag Ich leide unter Long Cpvid, hatte 2 Infektionen, war geimpft und geboostert. Ich habe schon viele Therapieversuche mit unterschiedlichem Hintergrund. Ich mache Pacing...Da ich selbstständig bin in einem tollen Job, freudvollen Job arbeite, und vorher ein reges Sozialleben hatte und auch körperlich sportlich sehr belastbar war, bin motiviert, gesund zu werden und meine Lebensqualität wieder zu erlangen, aber inzwischen bin ich auch etwas entmutigt. 50 % Arbeit ist mit viel Kraft möglich. Ich bin seit 1.5. Jahren teilweise krank geschrieben. Meine Symptome: schwere Erschöpfung, nach Anstrengung Crashs und auch starke Gelenksschmerzen, Hörsturz 2 mal, jeweils nach Covid-Infektion. Welche Therapien werden noch angeboten im Unispital? Was wird von Procain oder Ketamin-Infusionen gehalten? Gibt es dazu schon Studien? Ich habe auch eine Ganglion Stellatum- Blockade gemacht. Ohne Erfolg. Ich danke für ihre Antwort.

Katrin Bopp: Leider gibt es bis dato keine «magic bullet» für die Behandlung von Long-COVID. Auch ist bislang kein Medikament für diese Indikation zugelassen. Für die Wirksamkeit von Off-label Therapien (Medikamente, Ganglion stellatum Blockade, Ketamin/Procaininfusionen) bei Post-COVID-Syndrom gibt es ebenfalls (noch) keine gute wissenschaftliche Evidenz. Eine auf Long/Post-COVID spezialisierte Sprechstunde/Ambulanz kann Sie zu diesem Thema jedoch im persönlichen Gespräch individuell beraten. Ich wünsche Ihnen gute Besserung.

Ich bin erst seit kurzem im IV Prozess, merke aber auch das es viel Geduld und Zeit braucht. Aus dem Kassensturzbericht habe ich verstanden, dass wenn die IV nicht zahlen wird oder ich keine Eingliederung in den Beruf schaffe, ich das Sozialamt belangen müsste. Gibt es Anlaufstellen, welche einem hierbei unterstützen? Longcovid-Sprechstunden sind im AG geschlossen worden und nach Basel kann ich nur mit Überweisung meiner Hausärztin, die dies nicht machen will. Wohin könnte ich mich noch wenden?

Manuela Bieri: Wenn sie eine Rechtsschutzversicherung haben, melden sie sich dort, damit sie im IV Prozess eine Unterstützung erhalten. Wenn die Hausärztin sie nicht an eine andere Long Covid Sprechstunde überweisen will, würde ich ihnen empfehlen, eine andere Hausärztin zu suchen, die sie und ihre Anliegen ernst nimmt und unterstützt.

Ich bin seit Ende 2021 mit der Diagnose Long COVID unterwegs. Ich warte seit einem halben Jahr auf einen Termin für ein Gutachten zur Rentenprüfung. Macht es Sinn, meinen Anwalt aufzubieten, um das Verfahren zu beschleunigen? Muss ich mich Monatlich bei der IV melden, damit ich immer wieder im Gespräch bleibe? Wieso hört man bei der IV nur immer Ausreden wie auch im Beitrag vorhin? Der Politik ist das ganze auch gleich gültig, ansonsten man da schon lange Massnahmen umgesetzt und Verbesserungen angebracht haben sollte.

Sebastian Lorentz: Ein IV-Verfahren zu beschleunigen, ist meistens nur sehr schwer möglich bzw. unmöglich. Nachfragen ist aber sicherlich legitim und eine gute Strategie. Auch ein monatlicher Rhythmus erscheint richtig .

Meine Frage: ich leide unter Longcovid bin seit 1 1/2 Jahren in der Rehab BS. In ihrem Bericht wird mitgeteilt das es zuwenig Gutsachter der IV gibt. Wieso kann eine Rehab Basel, welche über die Informationen und das Wissen verfügt, nicht als Gutachter eingesetzt werden? (Diverse Tests etc wurden dort gemacht) Besten Dank für Ihre Antwort

Katrin Bopp: Gutachter/in und Behandler/in sollen nicht identisch sein, da es hier zu Interessenskonflikten kommt. Die Befunde Ihrer Behandler müssen aber eingeholt und in das Gutachten einbezogen werden.

Video
Long Covid – IV-Unterstützung lässt auf sich warten
Aus Kassensturz vom 20.02.2024.
abspielen. Laufzeit 33 Minuten 55 Sekunden.

Espresso, 20.02.24, 08:10 Uhr

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